Deutsche Reiterliche Vereinigung
07.08.2021 | 14:30 Uhr | Eva Borg/Laura Schwabbauer

Tokio 2021: Gold für Schweden im Teamfinale

Deutsche Springreiter ohne Glück im Parcours

Tokio/JPN (fn-press). Im Baji Koen Equestrian Park in Tokio ging es um die Medaillen im Mannschaftsspringen. Die besten zehn Mannschaften aus 19 Nationen hatten sich für das Finale qualifiziert. Für Deutschland gingen André Thieme mit DSP Chakaria, Maurice Tebbel mit Don Diarado und Daniel Deußer mit Killer Queen an den Start. Es lief für die deutsche Mannschaft nicht rund, am Ende wurde es Platz neun. In einem spannenden Stechen gewannen die favorisierten Schweden Gold vor den USA. Bronze ging an Belgien. 

Den Auftakt machte André Thieme mit DSP Chakaria. Er fing gut an, doch dann klapperte  es an der zweifachen Kombination und am nächsten Oxer kam ein Folgefehler dazu, somit waren es acht Strafpunkte für den ersten deutschen Teamreiter. Bei Maurice Tebbel und Don Diarado sah es zunächst so souverän aus, doch am Aussprung der Kombination klappert es. Mit vier Strafpunkten beenden Maurice Tebbel und Don Diarado den Parcours. Nach zwei von drei Reitern lag das deutsche Team in der Zwischenwertung auf Rang sechs. Schlussreiter Daniel Deußer erwischte mit Killer Queen nicht die richtige Distanz zur dreifachen Kombination, es wurde viel zu dicht und die beiden stoppen am zweiten Sprung. Daniel Deußer entscheidet sich dafür, Killer Queen zu schonen und ihr noch einmal Sicherheit zu geben, indem er noch einmal in Ruhe Sprung eins absolviert. Am Ende wurde es Platz neun für das deutsche Team. 

Otto Becker resümierte: "Wir sind natürlich enttäuscht. Die Qualifikation sah vielversprechend für uns aus. Manchmal gibt es so Tage, an denen es nicht läuft. André hat richtig gut angefangen, sein Pferd sah super aus auf dem Vorbereitungsplatz. Die beiden Fehler haben natürlich weh getan. Maurice hat eine super Runde gedreht. Er ist sehr spät in den Wettkampf gestartet und ich muss ihn wirklich dafür loben, wie souverän und sicher er sich mit Don Diarado präsentiert hat. Und wenn dann auch noch so etwas passiert wie mit Daniel, dann ist einfach der Wurm drin. Springreiten heißt Null reiten und das haben wir nicht hingekriegt, deshalb ist die Enttäuschung natürlich schon da, aber irgendwann muss man auch mal wieder nach vorne schauen."

Er ergäntzte noch: "Man nimmt immer etwas mit. Wir sind momentan im Umbruch. Wir waren in Rio mit fünf gestandenen Weltklasse-Paaren. Hier waren drei von vier Paaren noch unerfahren und auf dem Weg in die Weltspitze. Sie sind noch nicht so weit, um diese Leistung konstant abzurufen. Und diese Reiter, die lernen aus diesen Erfahrungen. Wir haben ja jetzt auch noch ein paar Aufgaben vor uns: Wir haben Europameisterschaften in Riesenbeck, danach Aachen, dann ist Nationenpreis-Finale in Barcelona, nächstes Jahr wieder die WM und Olympia-Qualifikation. Trotzdem hatten wir gehofft, hier eine Medaille mitnehmen können. Es waren alle fit, aber es hat einfach nicht sollen sein."

„Killer Queen geht es gut. Sie hat sich etwas erschrocken vor der dreifachen Kombination", sagte Daniel Deußer. "Das Resultat ist natürlich nicht das, was ich erwartet hatte, aber wir müssen nach vorne schauen. Wenn ich Null geritten wäre, wären wir vielleicht nicht weit von einer Medaille weg gewesen. Das bringt alles nichts und ist viel Hätte, Wenn und Aber. Ich muss einfach sagen, dass mein Pferd die Woche über nicht viel falsch gemacht hat und bin froh, dass wir gesund zurück nach Hause fahren. Der Parcours ist schwer und ich weiß, dass sie so einen Kurs fehlerfrei springen kann. Aber da ist eben eine Sache schief gelaufen und wenn das Vertrauen in so einem Moment weg ist, bringt es nichts, weiterzureiten. Also habe ich mich entschieden, aufzuhören.“

Das sagte Maurice Tebbel nach seinem Ritt: „Ich habe mir das hier natürlich ein bisschen anders vorgestellt und hätte gern eine Nullrunde für die Mannschaft beigesteuert. Aber vier Punkte sind ehrlich gesagt schnell passiert und das sind die Olympischen Spiele, das ist hier wirklich anspruchsvoll. Das waren die ersten Olympischen Spiele für Don Diarado und mich, er ist in der Quali toll und fehlerfrei gesprungen und heute fehlte ein bisschen Glück, ich bin super stolz auf mein Pferd.“

André Thieme analysierte seinen Ritt mit seinen Deutschen Sportpferd Chakaria (v. Chap - Askari) so: „Es fing super an, Chakaria hat mir ein ganz tolles Gefühl gegeben und sich sehr viel lockerer präsentiert als in der Qualifikation gestern. Wir hatten vorab entschieden, in der letzten Linie einen Galoppsprung mehr einzubauen. Aber da hätte ich flexibler sein, besser auf mein sehr lockeres Pferd reagieren und einen Galoppsprung weniger einbauen müssen. Für mich wäre es besser gewesen, fünf statt sechs Galoppsprüngen zu reiten. So ist der Fehler entstanden und der zweite Fehler war eine Folge daraus.“ Er sagt: „Ich habe mir das definitiv anders vorgestellt und es tut mir sehr leid für meine Mannschaftskollegen. Als erstes Paar so vorzulegen ist ärgerlich und ich habe viel Lehrgeld bezahlt. Ich habe hier in Tokio generell unheimlich viel gelernt. Ich habe gedacht, dass es reicht, ein so großartiges Pferd wie Chakaria dabei zu haben, aber habe gesehen, dass so viel mehr zusammenspielt, um am Ende erfolgreich zu sein. Ich bin unheimlich stolz auf mein junges Pferd.“ 

Hier das Teamfinale im Rückblick:

14:10 Uhr: Gold für Schweden! Peder Fredricson hält mit All In den Druck aus. Nach einem spektakulären Ritt sichert er seinem Team die Goldmedaille. Schweden ist zum vierten Mal in der Geschichte des Olympischen Springsports Olympiasieger. Silber geht an die USA, Bronze an Belgien. 

14:03 Uhr: Der US-Amerikaner McLain Ward bleibt nicht nur fehlerfrei, sondern ist auch noch richtig schnell. Die schnellste Zeit mit 39,92 Sekunden. Der letzte Schwede Peder Fredricson muss jetzt liefern. 

14:02 Uhr: Das war schnell! Malin Baryard-Johnson reitet schon den ersten Sprung schräg an, bleibt fehlerfrei und hat auch noch die schnellste Zeit mit 41,89 Sekunden. Ihr Teamkollege Henrik von Eckermann hatte 42 Sekunden, die beiden US-Amerikanerinnen waren beide langsamer.

14:01 Uhr: Das Stechen hat begonnen! Laura Kraut bleibt mit Baloutinue für die USA fehlerfrei, Henrik von Eckermann mit King Edward für Schweden aber auch. Alle drei Reiter der beiden Teams müssen in den Stech-Parcours. Es folgt Jessica Springsteen für die USA mit Don Juan von de Donkhoeve, auch dieses Paar macht keine Fehler. 

13:40 Uhr: Als letzte Reiterin ist die Französin Penelope Leprevost im Parcours. Sie hätte sechs Fehler für Gold haben dürfen, aber sie hat zwei Stopps und scheidet aus. Tragisch für Frankreich. Belgien hat Bronze sicher. Es gibt ein Stechen zwischen Schweden und den USA um Gold. 

13:35 Uhr: Der Schwede Peder Fredrison reitet mit seinem All in eine souveräne Runde. Aber am letzten Hindernis, dem höchsten Sprung im Parcours, fällt doch noch die Stange. Vier Fehler! Das bedeutet Stechen mit den USA, denn beide Teams haben jetzt acht Punkte auf dem Konto. 

13:32 Uhr: Gregory Wathelet kommt mit Nevados S mit acht Punkten ins Ziel. Belgien hat jetzt insgesamt zwölf Strafpunkte und liegt auf Rang vier. Es kommen noch die letzten drei Reiter von den USA, Schweden und Frankreich. Die US-Amerikaner McLain Ward kommt fehlerfrei ins Ziel, dass ist mindestens die Bronzemedaille für die USA. Jetzt kommen noch Schweden und Frankreich. 

13:25 Uhr: Schade, es sollte nicht sein. Daniel Deußer und Killer Queen erwischen nicht die richtige Distanz zur dreifachen Kombination, es ist viel zu dicht und die beiden stoppen am zweiten Sprung. Eine Medaille ist jetzt eh nicht mehr möglich. Daniel Deußer entscheidet sich dafür, Killer Queen zu schonen und ihr noch einmal Sicherheit zu geben, indem er noch einem in Ruhe Sprung eins absolviert.  

Hier der Ritt von Daniel Deußer und Killer Queen auf Eurosport:

13:20 Uhr: Großbritannien zieht sein drittes Paar zurück. Ben Maher und Explosion W, die bereits Gold im Einzel gewonnen haben, werden nicht mehr starten. Entsprechend kommen Daniel Deußer und Killer Queen früher in den Parcours. 

13:16 Uhr: Die dritten Paare gehen in den Parcours, das bedeutet, dass sich die Startreihenfolge verändert. Deutschland liegt nach den ersten beiden Reitern mit zwölf punkten auf Rang sechs, Daniel Deußer und Killer Queen starten also als fünftes Paar. 

Der Zwischenstand nach zwei von drei Reitern:

  • FRA: 2 Strafpunkte
  • SWE/USA/BEL: 4
  • NED: 9
  • GER: 12
  • BRA: 16
  • SUI/GBR: 24
  • ARG: 27


12:51 Uhr:
Jerome Guery bleibt für das belgische Team fehlerfrei. Jetzt kommt Malin Baryard-Johnson für Schweden, die bislang ohne Fehler sind. Sie war im Einzelfinale Fünfte und ist hier bei ihren fünften Olympischen Spielen am Start. Sie kommt mit ihrer Stute Indiana mit vier Punkten ins Ziel. Schweden liegt jetzt gleichauf mit Belgien und den USA. Das deutsche Team ist auf Rang sechs. Die dritten Teamreiter starten nach einer kurzen Pause in umgekehrter Reihenfolge des Zwischenstandes.

12:49 Uhr: Es sah so souverän aus, doch am Aussprung der Kombination klappert es. Leider vier Strafpunkte für Maurice Tebbel und Don Diarado, insgesamt mit den acht Strafpunkten von Andre Thiema jetzt also zwölf Punkte für das deutsche Team. 

Für alle, die es verpasst haben: Hier der Ritt von Maurice Tebbel und Don Diarado auf Eurosport

 

12:40 Uhr: Quel filou - da passt der Name! Der Schimmelwallach und sein französischer Reiter Mathieu Billot bleiben ohne Hindernisfehler und nehmen - genau wie ihre Teamkollegen Simon Delestre und Berlux - einen Zeitfehler mit aus dem Parcours. 

12:35 Uhr: Der in Europa lebende Brasilianer Yuri Mansur kommt mit vier Fehlern ins Ziel. Jetzt ist der 22-jährige Harry Charles mit dem 12-jährigen Hengst Romeo im Parocurs. Für Großbritannien kommen acht Strafpunkte dazu. Noch drei Reiter, dann sind Maurice Tebbel und Don Diarado am Start. 

12:30 Uhr: Harry Smolders hat seinen ersten Einsatz bei den Olympischen Spielen. Er kam für Willem Greve ins Team und zeigt mit Bingo du Parc eine tolle Runde. Null-Fehler für das niederländische Team.

Hier der Zwischenstand nach einem Reiter:

  • USA/SWE: 0 Fehler
  • FRA: 1
  • BEL: 4
  • GER/SUI: 8
  • NED: 9
  • BRA: 12
  • ARG: 14
  • GBR: 16

12:26 Uhr: Die Schweden werden ihrer Favoritenrolle gerecht. Henrik Eckermann kommt mit King Edward ohne Fehler ins Ziel. Die Schweden nun ohne Fehler gleichauf mit dem Team der USA. Jetzt kommen die zweiten Teamreiter der zehn Mannschaften.

12:23 Uhr: Puh, es fing so gut an. Doch dann klappert es an der zweifachen Kombination und an einem weiteren Oxer auf der Schlusslinie bei André Thieme und DSP Chakaria. Schade, acht Strafpunkte für Team Deutschland. 

Hier der Ritt von Andre Thieme und DSP Chakaria auf Eurosport:


12.20 Uhr:
Daumen drücken für André Thieme und DSP Chakaria! 

12:16 Uhr: Der Westfale Clooney von Cornet Obolensky und der Schweizer Martin Fuchs sind die amtierenden Europameister. Bei ihnen klappert es am Einsprung der Zweifachen Kombination und die Weite reicht nicht am Wassergraben - acht Punkte am Ende! 

12:14 Uhr: Mit Baloutinue kommt das erste Pferd aus deutscher Zucht in den Parcours. Der elfjährige Balou de Rouet-Sohn ist Sportpartner der championatserfahrenen US-Amerikanerin Laura Kraut. Die beiden schaffen die erste Nullrunde! 

12:13 Uhr: Simon Delestre und der Schimmel Berlux sind das erste Paar, das den Finalparcours ohne Abwurf absolviert. Die beiden nehmen einen Zeitfehler mit, die Freude bei den Franzosen ist groß.

12:05 Uhr: Für das britische Team sammelt die 32-jährige Holly Smith mit Denver 16 Fehler im Parcours. 

12:03 Uhr: Parcourschef Santiago Varela hat für das Finale einen anspruchsvollen Abschluss konzipiert. Der Parcours ist 545 Meter lang, die erlaubte Zeit beträgt 82 Sekunden. Die beiden ersten Paare sind mit Zeitfehlern ins Ziel gekommen, so dass auch die Zeit ein entscheidender Faktor bei der Entscheidung um die Mannschaftsmedaillen spielt. 

12:00 Uhr: Es geht los mit dem ersten Reiter Fabian Sejanes mit Emir für Argentinien. Der Parcours ist wie von Otto Becker vorhergesagt anspruchsvoll. Das erste Paar kommt mit 14 Fehlern ins Ziel. Danach ist das niederländische Team mit Marc Houtzager und Dante am Start. Im Team der Niederlande gab es einen Wechsel: Für Willem Greve startet Harrie Smolders als zweiter Team-Reiter. 

11:35 Uhr: Bundestrainer Otto Becker schätzt den Parcours so ein: "Es ist wieder ein wunderschöner mit viel Liebe gemachter Parcours mit klaren Linien. Alles in allem ist es nochmal eine richtig anspruchsvolle Nummer - ein guter Parcours. Ich glaube nicht, dass wir hier ein Stechen mit Nullern sehen werden, das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Es ist schwer, aber fair gebaut. Da ist nichts, wo man sagt, das ist nicht möglich. Aber wir haben Tag vier, das ist nochmal eine richtige Nummer zum Abschluss."

Im Finale dabei sind außer Schweden, Deutschland und Belgien noch die Schweiz, USA, Frankreich, Großbritannien, Brasilien, Niederlande und Argentinien. Alle Teams fangen wieder bei null an, die Strafpunkte aus der Qualifikation zählen nicht mehr. Es gibt wieder ein Springen über 14 Hindernisse, es zählen Fehler und Zeit. Sind zwei Mannschaften punktgleich, kann es ein Stechen um die Medaillen geben. So wie 2016 in Rio, als das deutsche Team im Stechen gegen Kanada die Bronzemedaille gewonnen hat. Damals gehörte auch Daniel Deußer mit zum Team. Nach den zweiten Teamreitern gibt es eine 20-minütige Pause. Der dritte und damit letzte Reiter jeder Mannschaft startet dann je nach Ergebnis seiner Mannschaft, nur in umgekehrter Reihenfolge. Das heißt, die Mannschaften mit den wenigsten Strafpunkten kommen zum Schluss. Es wird also spannend. 

Alles zu den Springreitern und ihren Pferden, die Ritte und Fotos von den Olympischen Spielen unter www.pferd-aktuell.de/tokio2021

Stand: 07.08.2021