Deutsche Reiterliche Vereinigung
22.05.2022 | 20:00 Uhr | Uta Helkenberg

Preis der Besten Vielseitigkeit: Titel für Weiß, Rüder und Schlütter

Neue "Beste" in Warendorf gekürt

Linus Weiß gewinnt den Preis der Besten 2022 in der Vielseitigkeit - Foto: Equitaris

Preis der Besten 2022 Vielseitigkeit: Linus Weiß gewinnt bei den Jungen Reitern vor Konstantin Harting und Paula Reinstorf. Foto (c) Equitaris

Warendorf (fn-press). Beim Preis der Besten Vielseitigkeit in Warendorf sind die viel zitierten Karten neu gemischt worden. In keiner der drei Altersklassen war der Vorjahressieger am Start, um den Titel zu verteidigen. Neue „Beste“ des Jahres 2022 sind Linn Marie Schlütter mit Rathcline Dream (Pony), Matthies Rüder mit Colani Sunrise (Junioren) und Linus Weiß mit Astrello (Junge Reiter).

Nach der Dressur noch Zweite, sicherte sich bei den Ponyreitern die 15-jährige Linn Marie Schlütter mit Rathcline Dream dank einer Nullrunde im Gelände die Spitzenposition und gab diese trotz eines Abwurfs im abschließenden Springen nicht wieder ab. Mit 34,7 Minuspunkten war ihr der Sieg nicht zu nehmen. „Im Springen war dann schon ein bisschen Druck da“, gestand sie. „Ich bin meinen Pony einfach nur dankbar, dass er mir so geholfen hat. Ich bin total happy, dass ich das jetzt geschafft habe“, sagte die 15-Jährige, die 2022 ihr letztes Jahr als Ponyreiterin bestreitet. Seit Ende 2019 sind sie und ihr Pony Rathcline Dream ein Paar. 2020 starteten sie beim Bundesnachwuchschampionat und waren 2021 Dritte bei den Westfälischen Landesmeisterschaften und bei den Deutschen Ponymeisterschaften.

Auch die Zweitplatzierten kommen vom Landesverband Westfalen: Sina Brügger (Ascheberg) und Next Generation. Ihr Vorsprung aus Platz eins in der Dressur reichte aus, um trotz weniger Zeitfehler im Gelände und eines Abwurfs im Springen die Silbermedaille zu gewinnen. Mit 36,6 Minuspunkten verwies sie Smilla Maline Philipp mit Lalube auf Platz drei zu. Zwei Abwürfe im Springen kosteten die Reiterin aus Springe die bessere Platzierung. Dabei hatte sie zu den insgesamt sieben Reitern gehört, die das Gelände ohne Zeit- und Hindernisfehler bewältigt hatten. „Das waren mehr als ich erwartet habe. Der Kurs war etwas runder, aber auch anspruchsvoller als letztes Jahr“, sagte Bundestrainer Rüdiger Rau, ergänzte jedoch: „Es war noch nicht mit dem zu vergleichen, was bei den Europameisterschaften zu erwarten ist.“ Für die Ponyreiter mit EM-Ambitionen geht es nun weiter über die internationalen Prüfungen in Oudkarspel und Strzegom, bevor dann im August ebenfalls in Strzegom die Pony-Europameisterschaften in den drei olympischen Disziplinen ausgetragen werden.

Aus Altersgründen nicht mehr dabei war Vorjahressiegerin Maya Marie Fernandez, wohl aber ihr Pony Maruto. Der zehnjährige Ponyhengst wurde von Friedrich Quast, dem einzigen Jungen im Starterfeld geritten und wurde mit ihm Siebter.

Bei den älteren Reitern gaben die Herren jedoch den Ton an. Eine Nullrunde im Springen der Junioren sorgte am Ende für den Sieg von Matthies Rüder, der von Platz sechs nach Dressur und Gelände in der Parcours gestartet war. Es war allerdings äußerst knapp, weshalb der 16-Jährige Fehmaraner sein Glück noch kaum fassen konnte. „Ich wäre anfangs nicht davon ausgegangen, dass es so gut endet - und das auch mit diesem Pferd. Ich bin begeistert.“ Gemeint war das 16-jährige Oldenburger Springpferd Colani Sunrise (v. Chico’s Boy), mit dem zuvor schon Vater Kai Rüder zwei Europameisterschaften, die WM in Tryon und das CCI5*-L Badminton bestritten hat. „Es ist ein wahnsinnig tolles Gefühl, so ein gut ausgebildetes Pferd vom Papa übernehmen zu dürfen und damit durchstarten zu können“, sagte der Sieger. Aber auch ein solches Pferd will erst einmal geritten werden. „Über Winter haben wir uns schon eingefuxt und kommen jetzt schon richtig gut miteinander klar. Im Gelände kann ich auf jeden Fall von ihm profitieren, im Springen auch und die Dressur bekommen wir auch zusammen gepackt.“

Am Ende entschieden nur 0,3 Punkte über Sieg und Platz. Smilla Maline Philipp kam auf 31,5 Minuspunkte (Rüder hatte 31,2) und sicherte sich damit nach Bronze bei den Ponys auch noch Silber bei den Junioren. Sie saß im Sattel des 14-jährigen Samba Hit-Sohnes Sir Boggles und hatte mit der besten Dressur und einer Nullrunde im Gelände vor dem Springen die Nase vorn. Im Parcours unterliefen ihr aber wie schon bei den Ponys zwei Fehler, was sie am Ende den Sieg kostete. Den dritten Platz behaupten konnte Isabel Kristin Dalecki. Im Sattel des achtjährigen Rheinländers Caruso JH kam die 17-jährige Hamburgerin auf 31,7 Minuspunkte.

Bei den Jungen Reiter hätte es beinahe ein rein männlich besetztes Podium gegeben. Aber auch hier würfelte das Springen die vorherige Rangierung etwas durcheinander. So war der Baden-Württemberger Linus Weiß aus Möglingen, der dank einer Nullrunde mit dem 13-jährigen Hannoveraner Astrello (v. Asti’s Amsterdam) oben auf dem Treppchen stand. Sein Endstand: 30,0 Minuspunkte. „Springen ist immer unsere Wackeldisziplin. Ich habe in den letzten Wochen und im Winter aber wirklich viel trainiert. Ich bin echt richtig froh und kann es noch gar nicht fassen. Der ganze Aufwand und das Üben haben sich gelohnt“, sagte der 19-Jährige nach seinem Sieg. Erst mit 15 Jahren hat er mit dem Reiten begonnen. „Eigentlich komme ich aus einer Handballerfamilie“, erzählte er. „Meine Mutter hat allerdings als Kind geritten. Astrello haben wir als Vierjährigen als Freizeitpferd für sie gekauft und als er acht, neun Jahre alt war, saß ich das erst Mal drauf und dann ging das ganz schnell. „Da gab es über Facebook einen Aufruf für einen Trainingstag, vorher bin nur einmal die Woche ein bisschen gesprungen“, erinnerte er sich, wie er zur Vielseitigkeit kam.

Die Disziplin fast schon in die Wiege gelegt bekam dagegen der Zweitplatzierte Konstantin Harting aus Königswinter. Der 20-Jährige, dessen Eltern beide ebenfalls im Sport erfolgreiche waren, feierte fast auf den Tag seinen ersten Erfolg in einer Geländepferdeprüfung und durchlief die klassische Jugendtour mit Goldener Schärpe und Bundesnachwuchschampionat bis hin zu Deutschen und Europameisterschaften. Beim Preis der Besten saß er im Sattel der neunjährigen Schimmelstute Caspara (v. Caspar) und arbeitete sich dank einer schnellen Geländerunde und eines fehlerfreien Parcours vom sechsten auf den Silberrang vor (32,3 Minuspunkte). Die Bronzemedaille ging an die Vorjahres-Zweite Paula Reinstorf. Der 20-Jährigen aus Neustadt gelang mit ihrer blutgeprägten Hannoveraner Stute Ilara W die einzige Nullrunde im Gelände. Für das Paar blieb es am Ende beim Dressurergebnis von 34,4 Minuspunkten.

Bereits zum vierten Mal wurde im Rahmen des Preis der Besten ein Stil-Sonderpreis der Stiftung Deutscher Spitzenpferdesport vergeben, mit dem die stilistisch beste Geländevorstellung mit Fokus auf die Sicherheit, aber auch die Vor -und Nachbereitung im Sinne guter Horsemanship gewürdigt wurde. Bei den Ponyreitern ging der Preis an Hannah Schmied aus Crinitzberg mit Jette, bei den Junioren war es Smilla Maline Philipp mit Sir Boggles und bei den Jungen Reitern Pia Schmülling (Großheide) mit dem in der Familie gezogenen For ever Pleasure N. Hb

Ergebnisse unter www,preis-der-besten.de

Stand: 07.02.2023