Deutsche Reiterliche Vereinigung

Umgang mit Angst: Tipps für Ausbilder

Angst des Reiters erkennen und richtig reagieren

Angst ist ein natürlicher und gesunder Schutzmechanismus gegenüber Gefahren und Bedrohungen - realen wie angenommenen. Fast jeder Reitschüler wird in Situationen kommen, in denen er Angst hat und diese überwinden muss. Alles, was neu ist, verursacht zumindest Respekt und außerdem wird es niemals gelingen, das Lebewesen, Herden- und Fluchttier Pferd zu 100 Prozent zu kontrollieren. Für den Ausbilder ist es unerlässlich, diese Situationen zu erkennen und die Gefühle und Gedanken der Reitschüler wahrzunehmen sowie angemessen zu reagieren. Andernfalls kann das Ausbildungsziel nicht erreicht werden, ggf. gibt es sogar einen deutlichen Rückschritt in der Entwicklung und Selbstzweifel.

Wie und warum entsteht Angst?

  • Angst vor Überforderung entsteht beim Reiten meistens aus Bewegungsunsicherheit. Die Höhe und die ungewohnten Bewegungen sowie die Geschwindigkeit des Pferdes machen dem Reitschüler Angst, er kann Situationen nicht überblicken und nicht kontrollieren. Eventuell fürchtet er sich davor, herunterzufallen oder mit dem Pferd zu stürzen.
  • Angst vor Kontrollverlust: Ein Reitanfänger hat oft keinerlei Erfahrungen mit Pferden, ihren Reaktionen und Bewegungen, ihrer Geschwindigkeit. Dies kann bereits im Stallbereich, beim Putzen oder beim Führen zu Unsicherheit führen. Häufig spürt das Pferd die Angst und wird dadurch selbst unsicher.
  • Angst vor Schmerzen ist meistens auf schlechte Erfahrungen sowohl im Stallbereich (Biss, Tritte) als auch beim Reiten (Sturz, Schlagen eines anderen Pferdes) zurückzuführen. An dieser Stelle ist es wichtig festzuhalten, dass es insbesondere in der Lernphase keinen Reiter gibt, der noch nie vom Pferd gefallen ist. Das Herunterfallen gehört zum Reitenlernen, genauso, wie Fallen und Stürzen auch zum Lernprozess sehr vieler anderer Sportarten gehört.
  • Angst vor Blamage und Misserfolg: Dies wird häufig befürchtet, wenn Zuschauer anwesend sind oder wenn der Reitlehrer sehr fordernd und wenig bestätigend auftritt. Die sozialen Beziehungen des Reitschülers zu seinem Umfeld sind hier ausschlaggebend.

Wie äußert sich Angst?

Angst äußert sich immer auf mehreren Ebenen. Wenn die Angst nicht vom Reitschüler geäußert wird, kann der Reitlehrer diese an gewissen Merkmalen erkennen:

  • Der Körper sackt zusammen, die Atemzüge werden stockend, kurz und oberflächlich.
  • Der Körper verkrampft sich, der Reiter "klemmt" sich auf dem Pferd fest.
  • Der Reiter ist wie "gelähmt", er wagt es nicht mehr, auf das Pferd einzuwirken.
  • Je nach individueller Persönlichkeit kann der Blick des Reitschülers starr werden oder flackern. Er versucht den Reitlehrer in Diskussionen zu verwickeln, um sich Angstsituationen zu entziehen.

Wie kann der Ausbilder auf die Angst von Reitschülern eingehen?

Der Reitlehrer muss verinnerlichen, dass Angst eine rein subjektive Emotion ist und auf keinen Fall bewertet oder belächelt werden darf. Angst muss immer ernst genommen werden, denn ein Mensch der Angst hat, kann nicht mehr Reiten lernen. Daher ist der erste wichtige Schritt das empathische Eingehen des Ausbilders auf den Schüler. Er sucht das Gespräch, schafft Vertrauen zum Schüler und findet mit diesem gemeinsam heraus, was der Auslöser der Angst ist. Häufig hilft schon ein solches Gespräch in einer freundlichen und positiven Atmosphäre bei der Lösung des Problems.

Wie kann der Ausbilder Angst vorbeugen?

Bei der Planung von Unterricht überlegt der Reitlehrer, wie er durch Veränderungen die Situation für einen ängstlichen Reitschüler verbessern kann. Dazu gehören  die Auswahl der Pferde, die Zusammensetzung der Gruppe und auch die inhaltliche Gestaltung. In der Ausbildung ist das methodische Vorgehen in kleinen Schritten wichtig, um Bewegungssicherheit und Vertrauen zu schaffen. Gerade beim Erlernen neuer, komplexer Bewegungen ist genügend Zeit zum Üben und Wiederholen unter unterschiedlichen Bedingungen wichtig für den Lernprozess.

Gut ausgebildete, ausgeglichene und sichere Pferde sind die beste Voraussetzungen für angstfreies Reiten lernen. Hier liegt die große Verantwortung des Ausbilders, der die Pferde gut kennt und einschätzen kann und im Zweifelsfall schnell reagieren muss. 

Nach jeder Reitstunde nimmt der Ausbilder sich Zeit für das Feedback, hier kann der Reitschüler selbst auch Änderungsvorschläge einbringen oder Bestätigung erhalten. Ein positiver Abschluss der Reitstunden legt den Grundstein für ein motiviertes Herangehen an die nächste Unterrichtsstunde. 
Stellt der Ausbilder fest, dass ein Reitschüler bei einer bestimmten Übung unsicher oder ängstlich wird, geht er auf das Niveau zurückgehen, welches der Reiter sicher beherrscht. Zeigt sich die Angst zum Beispiel beim freien Galoppieren, bietet die Longe zunächst noch einmal Sicherheit und Kontrolle durch den Ausbilder.

Was ist im Umgang mit ängstlichen Reitschülern und Eltern noch sinnvoll?

Das persönliche Umfeld, die Auslöser und Ursachen der Angst bei einem Reitschüler sind in jedem Fall sorgfältig zu analysieren. Unter Einbeziehung dieses Hintergrundwissens sollte der Reitlehrer dann gemeinsam mit dem Schüler eine Unterrichtsstrategie entwickeln. Gerade bei Kindern kann es sinnvoll sein, die Eltern mit in diese Planung einzubeziehen. Nicht selten ist das sogar zwingend erforderlich, weil die Ursache der Angst bei übermäßig besorgten Eltern liegt. Bei erwachsenen Reitschülern macht Athletiktraining Sinn, denn die verbesserte Kondition und Koordination wirkt sich immer auch positiv auf das Reiten aus und erleichtert das Erlenen neuer Bewegungen.

Ihr Ansprechpartner

Lina Sophie Otto

Tel: 02581/6362-177
Fax: 02581/6362-7177

lotto@fn-dokr.de

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Stand: 09.07.2020