EM Vielseitigkeit 2023: In zwei Tagen geht es los
Zahlen und Fakten rund um die Europameisterschaften in der Normandie
Am 9. August beginnen die EM Vielseitigkeit in Frankreich. Mit dabei auch Michael Jung als bislang erfolgreichster EM-Teilnehmer überhaupt. Archivfoto (c) Stefan Lafrentz
Noch zwei Tage, dann beginnen im französichen Le Pin-au-Haras die Europameisterschaften in der Vielseitigkeit. Zunächst entscheidet die Verfassungsprüfung darüber, ob alle genannten Pferde "fit to compete" sind und damit an den Teilprüfungen Dressur, Gelände und dem abschließenden Springen teilnehmen dürfen. Alle wichtigen Informationen zu den Europameisterschaften 2023 in den verschiedenen Disziplinen, Wettkampf- und TV-Zeiten sowie einen Überblick über das deutsche Team gibt es unter www.pferd-aktuell.de/em2023.
Zur Einstimmung hier noch einiges Wissenswerte rund um Championat, Teilnehmer und Austragungsort.
Zum zweiten Mal EM
2023 feiern die Europameisterschaften Vielseitigkeit ihr 70-jähriges Jubiläum. Im kleinen Le Pin-au-Haras in der Normandie finden in diesem Jahr die 36. Vielseitigkeitseuropameisterschaften statt. Es ist das zweite Mal nach 1969, dass das französische Nationalgestüt Haras du Pin Gastgeber einer EM ist. Insgesamt sind es die vierten EM in Frankreich, 2001 wurden in Pau, 2009 in Fontainebleau kontinentale Titelkämpfe ausgetragen. Das Haras du Pin war außerdem Schauplatz der Dressur- und Geländeprüfung bei den Vielseitigkeits-WM im Rahmen der Weltreiterspiele 2014 in Caen.
Königlicher Auftrag
Das französische Departement Orne in der Normandie ist bekannt für Cidre, Calvados und Camenbert. Aber auch für seine Pferdezucht. Das Haras du Pin, auch „Versailles der Pferde“ genannt, ist das älteste Nationalgestüt Frankreichs. 1715 wurde der Bau des Gestüts als neuer Standort für die königliche Pferdezucht von Sonnenkönig Ludwig XIV. in Auftrag gegeben. Alljährlich finden hier Pferderennen, Pferdeshows und seit mehr als 25 Jahren das internationale Vielseitigkeitsturnier „Le Grand Complet“ statt.
Verschobene Vergabe
Im Sommer 2019 hatte das Haras du Pin bereits den Zuschlag für die Europameisterschaften 2021 bekommen. Da aber in Folge der Corona-Pandemie die Olympischen Spiele um ein Jahr in den Sommer 2021 verschoben wurden, wurden die Europameisterschaften der olympischen Disziplinen zunächst gestrichen. Auf Druck aus den Reihen der Aktiven, nicht zuletzt durch Michael Jung, wurde im März 2021 dann doch noch eine EM im selben Jahr für die Vielseitigkeitsreiter vergeben und mit Avenches ein spontaner Veranstalter gefunden. Haras du Pin hatte sich direkt nach der Streichung 2021 für 2023 beworben und den Zuschlag bekommen.
Teilnehmer und Pferdehttps://www.pferd-aktuell.de/pferdesport-pferdezucht/deutsche-reiterliche-vereinigung
Auf der definitiven Nennungsliste für die Europameisterschaften 2023 stehen 58 Paare aus 14 Nationen. Neben Deutschland stellen auch Belgien, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, die Niederlande, Österreich, Schweden und die Schweiz ein Team, Einzelreiter kommen aus Dänemark, Finnland, Polen und Ungarn. Von den 58 Pferden stammen 18 aus deutscher Zucht (31 Prozent), zwei davon haben Bundeschampionatserfahrung: Michael Jungs fischerChipmunk FRH sowie der Holsteiner Dynamite Jack (v. Diarado -Grundyman xx), der 2019 Vierter bei den Bundeschampionaten der Sechsjährigen wurde. Im Sattel damals wie heute: die Schwedin Sarah Algotsson-Ostholt. Den höchsten Anteil an den genannten deutschen Pferden machen die Holsteiner aus (7), jeweils drei sind Deutsche Sportpferde (DSP) und Hannoveraner. HIer geht es zur Übersicht
Die Titelverteidiger
Die Titelverteidiger der Teamwertung kommen aus Großbritannien, das deutsche Quartett sicherte sich bei der EM 2021 in Avenches Silber. In der Einzelwertung sorgten die drei britischen Damen Nicola Wilson, Piggy March und Sarah Bullimore für eine Sensation und belegten alle Podestplätze. Alle drei sind in Frankreich nicht dabei, wohl aber die britische Weltmeisterin Britin Yasmin Ingham mit Banzai Du Loir. Das beste deutsche Einzelergebnis erzielten 2021 Michael Jung und fischerWild Wave mit Platz vier.
Zwei olympische Plätze zu vergeben
Bei der Europameisterschaft wird es für zwei Nationen noch die Möglichkeit geben, sich für die Olympischen Spiele 2024 in Paris zu qualifizieren: die zwei besten Nationen in der Normandie, die noch keine Olympia Startgenehmigung haben. Konkret geht es um Belgien, Italien, die Niederlande und Österreich. Deutschland konnte sich als Teamweltmeister 2022 sein Ticket für Paris bereits sichern.
Der EM-Kurs
Laut Veranstalter wird der Geländekurs bei der EM etwa 6.000 Meter lang sein und 30 Hindernisse mit 41 Sprüngen von Reitern und Pferden abfragen. Wer in der Zeit bleiben will, muss den Kurs mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 570 Metern pro Minute absolvieren. (Mehr dazu im Interview mit Bundestrainer Peter Thomsen). Pierre Le Goupil iar als Kursdesigner auch für die kommenden Olympischen Spiele in Paris verantwortlich.
Rekordhalter Michael Jung
Mit insgesamt elf Medaillen ist Michael Jung der bislang erfolgreichste Vielseitigkeitsreiter bei Europameisterschaften. Seine Bilanz umfasst drei Einzeltitel (2011, 2013 and 2015), zwei Silbermedaillen (2017 and 2019) und eine Bronzemedaille (2009 in Fontainebleau). Zusammen mit dem deutschen Team gewann er vier Goldmedaillen (2011, 2013, 2015 and 2019) and eine Silbermedaille (2021).
Erfolgreiche Generalprobe
Im vergangenen Jahr nutzte Bundestrainer Peter Thomsen das Nationenpreisturnier in Le Pin-au-Haras, um mit einer Reihe von Reitern die Bedingungen vor Ort zu testen. Mit Erfolg! In der Besetzung Alina Dibowski mit Barbados, Malin Hansen-Hotopp mit Carlitos Quidditch, Sophie Leube mit Jadore Moir und Nico Aldinger mit Timmo siegte die deutsche Mannschaft vor Frankreich und Großbritannien. Michael Jung und fischerChipmunk FRH sicherten sich als Einzelreiter den Sieg in der Prüfung. fn-press/Kim Kreling/Hb
