Deutsche Reiterliche Vereinigung
19.06.2015 | 10:00 Uhr | Uta Helkenberg

Karl Schultz und Butts Leon in "Hall of Fame" berufen

Auch 2015 wurden ein Reiter und ein Pferd im Ramen des internationalen Vielseitigkeitsturniers Luhmühlen geehrt

Luhmühlen (fn-press). Bis Anfang der 80er Jahre zählte Vielseitigkeitsreiter Karl „Kalle“ Schultz aus Böbs zu den maßgeblichen Vertretern seiner Zunft in Deutschland. Nun wurden seine Verdienste noch einmal gewürdigt. Einer guten Tradition folgend, wurde er im Rahmen des internationalen Vielseitigkeitsturniers in Luhmühlen als neunter Reiter in die „Hall of Fame“ aufgenommen. Diese Ehre wird alljährlich auch einem herausragenden Vielseitigkeitspferd zuteil. In diesem Jahr war es das Olympiapferd FRH Butts Leon von Andreas Dibowski aus Döhle.

Tränen der Rührung standen Karl „Kalle“ Schultz in den Augen, als ihm Turnierleiterin Julia Otto, Andrew Hoy als Vertreter der internationalen Vielseitigkeitsreitervereinigung und Laudator Martin Plewa den Wanderehrenpreis, eine silberne Pferdestatue, überreichten. Luhmühlen war für Schultz stets ein gutes Pflaster. Zwischen 1958 und 1979 erlangte er hier mit acht verschiedenen Pferden zwölf Platzierungen. Mehr hatte nur der spätere Bundestrainer Horst Karsten auf dem Konto, auch er ein Mitglied in der Hall of Fame. „Seine Ausbildungsmethoden waren manchmal etwas individuell, aber stets pferdegerecht, sagte Martin Plewa in seiner Rede. „Er verstand es, auf die Besonderheiten und Eigenarten der Pferde einzugehen und dem jeweiligen Pferdetyp gerecht zu werden.“ Seinen größten Erfolg in der Westergellerser Heide feierte Kalle Schultz mit Pisco, mit dem er 1972 in München zum deutschen Bronze-Team bei den Olympischen Spielen zählte. Untrennbar verbunden ist der Name Karl Schultz jedoch mit Madrigal, einem Holsteiner Sohn des Vollblüters Marlon xx, mit dem er 1976 Team-Silber und Einzel-Bronze bei den Olympischen Spielen in Montreal gewann und ein Jahr später mit Doppel-Silber von den Europameisterschaften in Burghley zurückkehrte. Eine dritte olympische Medaille wurde dem 1980 frisch gebackenen Berufsreitlehrer Karl Schulz und Madrigal wegen des Olympia-Boykotts jedoch verwehrt. Stattdessen starteten die Deutschen – wie die meisten westlichen Nationen auch – bei den Ersatzspielen in Fontainebleau und gewannen erneut die Silbermedaille. 1983 zog sich Karl Schultz aus dem aktiven Sport zurück und konzentrierte sich auf die Arbeit im familieneigenen Reit- und Ausbildungsbetrieb “Stall Madrigal“ in Böbs bei Lübeck. „Kalle Schultz war ein im positiven Sinne ‚starker“ Reiter. Er war ein Draufgänger, aber kein Hasardeur auf Biegen und Brechen. Er hatte vielmehr stets ein Gefühl dafür, die aktuelle Verfassung seines Pferdes zu erfühlen und mit dem vorletzten Tropfen Benzin im Tank das Ziel zu erreichen.“

Auch Andreas Dibowski, einer der ersten „Vielseitigkeits-Profis“ in Deutschlands, kann auf Erfolge mit vielen verschiedenen Pferden zurückblicken. Unter ihnen spielt FRH Butts Leon eine herausragende Rolle. 1997 im Züchterstall Butt in Bülkau geboren, durchlief der Sohn des Vollblüter Heraldik xx aus einer Star Regent xx eine Bilderbuchlaufbahn als Vielseitigkeitspferd: vom Vize-Bundeschampion über den zweimaligen Gewinn des Derby Dynamic Cups bis zur Olympiateilnahme. Die Karriere seines Reiters hat er mehr als maßgeblich beeinflusst: FRH Butts Leon machte Andreas Dibowski zum Mannschafts-Olympiasieger 2008, verhalf ihm zum Vier-Sterne-Sieg in seiner Heimat Luhmühlen 2011 und ermöglichte ihm ein Jahr später durch den Verkauf an die für Thailand startende Nina Lingon, seinen Betrieb in Döhle finanziell abzusichern. Ihren emotionalen Höhepunkt erlebte die gemeinsame Geschichte von Pferd und Reiter in der Rückkehr FRH Butts Leons in die Heide – ermöglicht durch Susanne und Holger Heigel – und den Gewinn des Deutschen Meistertitels in Schenefeld, auf den Dibowksi 20 Jahre lang hatte warten müssen.

Am Luhmühlener Gelände-Samstag konnten die Fans FRH Butts Leons noch einmal bewundern. Im Anschluss an die Vier-Sterne-Prüfung wurde "Dibo"s Erfolgspferd feierlich aus dem Sport verabschiedet. Der 18-jährige Wallach galoppierte so fit und munter daher, dass man glauben konnte, er wollte am liebsten selbst noch einmal eine große Runde über die Geländestrecke drehen. Hb

Stand: 24.06.2015