Deutsche Reiterliche Vereinigung
11.09.2022 | 14:40 Uhr | Uta Helkenberg

WM junge Dressurpferde: Edelmetall für Destello OLD und Escamillo

Deutsche Pferdezucht in Ermelo weiter auf Erfolgskurs

Destello OLD und Escamillo bei den WM Ermelo. Fotos (c) Stefan Lafrentz

Destello OLD und Beatrice Hoffrogge gewinnen Silber bei den WM der jungen Dressurpferde in Ermelo, Escamillo und Manuel Dominguez Bernal werden Dritte. Fotos (c) Stefan Lafrentz

Ermelo/NED (fn-press). Die deutsche Pferdezucht bleibt bei den Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde in Ermelo weiter auf Erfolgskurs. Wie bereits in der Altersklasse der Fünfjährigen konnten sich die siebenjährigen Pferde aus deutscher Zucht gleich zwei Medaillen sichern: Silber ging an den Oldenburger Fuchshengst Destello OLD und seine Reiterin Beatrice Hoffrogge, der Rheinländer Hengst Escamillo gewann mit Manuel Dominguez Bernal Sattel die Bronze. Kein Vorbeikommen gab es allerdings am KWPN-Hengst Kjento. Er holte sich für im Vorjahr den Titel und bescherte seiner britischen Reiterin, Dressurweltmeisterin Charlotte Fry, das zweite WM-Gold in diesem Jahr.

„Das war eine super Vorstellung mit sehr viel Ausdruck. Du hast ein elegantes, leichtfüßiges Pferd. Es hat Spaß gemacht euch zuzuschauen“, begann die australische Richterin Maria Schwennesen ihren Kommentar zum Auftritt des Oldenburger Hengstes Destello OLD und seiner Reiterin Beatrice Hoffrogge. Für Begeisterung sorgte nicht nur der schwungvolle Trab (9,8) des viermal weiß gestiefelten Fuchshengstes, auch für Galopp (9,7) und den gut geregelten Schritt (8,9) zückten die Richter Topnoten. Die Note für die Durchlässigkeit wurde zwar durch minimale Unstimmigkeiten in der Schrittpirouette oder in den etwas zu großen Galopp-Pirouetten etwas gemindert (8,8), was jedoch den Gesamteindruck der „guten Partnerschaft“ zwischen Pferd und Reiterin und die Perspektive des Hengstes nicht minderte. Dafür gab es die 9,5. Zusammen mit der Techniknote (75,714 Prozent), die bei den Siebenjährigen wie in einer Dressurprüfung zusätzlich ermittelt wird, ergab sich ein Endergebnis von 83,957 Prozent und für Destello OLD und damit Platz zwei hinter Weltmeister Kjento (85,786 Prozent).

„Ich bin immer noch ein bisschen überrascht. Ich weiß, dass er [Destello] eines der besten Pferde ist, das ich jemals geritten habe. Wir hatten eigentlich gar nicht vor, die Weltmeisterschaften zu reiten. Es war ein kurzfristiger Plan, nachdem er in einer nationalen Prüfung gut gegangen ist. Da haben wir uns gesagt, lass es uns versuchen. Wir sind aber nicht mit dem Ziel hierhergekommen zu gewinnen, ich wollte einfach nur seine Qualität zeigen“, sagte Beatrice Hoffrogge, die den Fuchshengst reitet, seitdem er dreijährig ist. 2019 konnte sie mit ihm bereits das Bundeschampionat der vierjährigen Reitpferde gewinnen. Gezogen wurde Destello OLD von Stefanie Löhmann aus Drentwede, seine Besitzerin ist die in der Schweiz lebende Belgierin Sophie Fabri. Sie hatte den Dimaggio - Fuerst Fugger-Nachkommen als Fohlen anhand eines Videos bei der Züchterin erworben

Mit seinem Ergebnis verwies Destello OLD den Rheinländer Hengst Escamillo (v. Escolar – Rohdiamant) mit hauchdünnem Vorsprung auf den Bronzerang – in der Finalqualifikation war es noch umgekehrt gewesen. „Er war heute ein bisschen heiß“, sagte sein Reiter Manuel Dominguez Bernal. So schlichen sich auch in diese Prüfung kleine Missverständnisse ein, wie ein Angaloppieren im Mitteltrab und ein Anzackeln in der Schrittpirouette. Die Qualität der Grundgangarten ließ jedoch wenig zu wünschen übrig. Für den „ausdrucksstarken und gleichzeitig losgelassen Trab“ gab es die 9,5, für Galopp und Schritt jeweils die glatte 9. Und auch ihm im prophezeiten die Richter eine große Zukunft (9,5). Für die Durchlässigkeit gab es an diesem Tag die 8,5, die Techniknote lautete 75,143 Prozent. Dies bedeutete 83,072 für den Escamillo, der nicht nur sportlich, sondern auch züchterisch überzeugt. Bereits 2021 selbst Vizeweltmeister, hat der noch junge Vererber bereits diverse gekörte Söhne vorzuweisen und stellte gerade in Warendorf die viel beachtete Bundeschampionesse Eivissa (v. Escamillo – Wolkentanz I) bei den dreijährigen Reitpferden. Escamillo stammt aus der Zucht von Carolin Langhorst aus Ratingen und befindet sich im Besitz der US-Amerikanerin Kimberley Davies Slous.

Der Erfolg der deutschen Pferdezucht endete in dieser Altersklasse nicht mit den Medaillenrängen. Direkt dahinter auf Platz vier konnte sich der Oldenburger Fürst Kennedy OLD einordnen, ein Halbbruder des Hengstes Buenos Dias (v. Bordeaux) aus Zucht des Gestüts Lewitz. Der Rapphengst, in der Finalqualifikation noch Elfter, ging am Sonntag als erster Starter im Frühnebel aufs Viereck und blieb mit 79,422 Prozent für längere Zeit an der Spitze. Im Sattel saß der in Telgte lebende Portugiese Joao Pedro Oliveira Monteiro Moreira, der den Fürsten-Look - Don Kennedy-Sohn für das brasilianische Haras do Drosa vorstellte. Dank gleichmäßig guter Grundgangarten (Trab 8,9 / Schritt 8,0 / Galopp 8.5) und guter Durchlässigkeit (8.5) verwies Fürst Kennedy OLD die „britische“ Hannoveraner Stute (British Hanoverian Horse Society) Swanmore Dantina (v. Dante Weltino - Charatan W) und ihre Reiterin und Besitzerin Sadie Smith aus Großbritannien trotz des geringfügig schlechteren Techniknote auf Platz fünf.

Insgesamt waren im Finale der siebenjährigen Dressurpferde sieben Pferde aus deutscher Zucht am Start, von denen fünf in den Top Ten landeten. Der bereits fürs Nürnburger Burgpokal-Finale qualifizierte Westfale Briatore NRW (v. Belissimo M – Dresemann, Züchter: Adolf-Theo Schurf, Bedburg) landete mit seiner Schweizer Reiterin Andrina Suter auf Platz sechs (78,836 Prozent). Der Oldenburger Hengst Zac Efron MT OLD belegte den siebten Platz (78,558 Prozent). Er wurde vom frisch gebackenen Mannschaftsweltmeister Daniel Bachmann Andersen aus Dänemark in Szene gesetzt, der schon mit dessen Vater Zack im Grand Prix erfolgreich war. Gezogen wurde Zac Efron MT OLD von Hermann Schildt aus einer Don Larino-Mutter gezogen, Besitzer ist das Gestüt Vorwerk von Elisabeth Max-Theurer.

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Stand: 11.09.2022